Meta Frankenberg, geb. Rosenthal

Familie

Meta Rosenthal wurde am 12. Juni 1867 in Gleicherwiesen geboren und war das zweite von drei Kindern von Abraham Rosenthal und Fanni, geb. Löwentritt. Ihr späterer Mann Max Frankenberg war Pferdehändler, Mitinhaber der Firma Gebrüder Frankenberg und betrieb sein Geschäft in Coburg, Viktoriastraße 1. Ursprünglich stammte er aus Marisfeld bei Themar.

Zur Jahrhundertwende war in Coburg ein deutlicher Zuwachs jüdischer Familien aus Thüringen zu verzeichnen, dies zeigt sich auch bei der Familie Frankenberg.

Das Paar hatte zwei Kinder: Sohn Arthur wurde im August 1891 in Coburg geboren, Tochter Else im Oktober 1897.

Alfred Masur
Meta und Arthur Frankenberg

Arthur Frankenberg: Gefallen im 1. Weltkrieg

Arthur nahm als Gefreiter mit dem 1. Infanterie-Regiment 95 am 1. Weltkrieg teil. Er erhielt einen Verdienstorden und wurde mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Im Mai 1917 ist er auf dem Schlachtfeld von Cambrai in Frankreich gefallen. Sein Name befindet sich auf dem Ehrenmal für die Opfer des 1. Weltkrieges am Jüdischen Friedhof. Von den sieben jüdischen Gefallenen aus Coburg ist er jedoch der einzige, der tatsächlich hier bestattet wurde. Auch wurde ihm ein Eintrag im Gedenkbuch der Stadt Coburg gewidmet. (Foto)

Für die Familie Frankenberg war Arthurs Tod ein schwerer Schicksalsschlag. Darüber hinaus hatte Max Frankenberg mit massiven wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen und geriet in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten. Seine Frau Meta litt stark unter diesen Umständen und musste mehrfach psychologisch behandelt werden.

Tochter Else Frankenberg heiratete den aus Themar stammenden Pferdehändler Nathan Wertheimer und das Paar lebte ebenfalls in Coburg, Löwenstraße 23. Kurz bevor deren Tochter Edith im Februar 1926 geboren wurde, starb Max Frankenberg nach langer Krankheit. 

Krankheit und Kutzenberg

Meta Frankenbergs gesundheitliche und psychische Verfassung verschlechterte sich kontinuierlich. Eine stationäre Unterbringung in einer pflegerischen Einrichtung wurde notwendig, weil sie zunehmend apathisch reagierte, jegliche Nahrungsaufnahme verweigerte und unter Halluzinationen litt. Ihr langjähriger Arzt, Dr. Moritz Cramer, verfasste eine mehrseitige Anamnese, die sich bis heute erhalten hat. Es ist das einzige umfangreiche Dokument, das über das Leben von Meta Frankenberg und die Schicksalsschläge innerhalb ihrer Familie Auskunft gibt.

In Abstimmung mit Dr. Cramer wurde Meta Frankenberg im März 1931 in der Heil- und Pflegeanstalt Kutzenberg aufgenommen. Der Schriftwechsel zwischen ihrer Tochter Else und der Klinikleitung blieb erhalten, ebenso die Aufzeichnung ihrer häufigen und regelmäßigen Besuche in Kutzenberg. Die körperliche und psychische Verfassung der Patientin verbesserte sich kaum im Laufe der nächsten Monate und Jahre.

„Gnadentod“ vermeintlich unheilbar Kranker

Mit Kriegsbeginn 1939 war von den Nationalsozialisten entschieden worden, vermeintlich unheilbar kranken Menschen den „Gnadentod“ zu gewähren. In einem persönlichen Schreiben Adolf Hitlers auf dessen privatem Briefpapier heißt es mit dem Datum vom 1. September 1939:

„Reichsleiter Bouhler und Dr. med. Brandt sind unter Verantwortung beauftragt, die Befugnisse namentlich zu bestimmender Ärzte so zu erweitern, dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Beurteilung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann.“

Diese Entscheidung mündete in ein großangelegtes und mit deutscher Gründlichkeit ausgeführtes Euthanasieprogramm. Für alle Heil- und Pflegeanstalten gab es Meldevorschriften, die dem Zustand sowie der Arbeitsfähigkeit der Patienten und ihren Prognosen galten. Es handelte sich um eine lückenlose Überwachung und für die örtlichen Heimleitungen war es zunächst kaum möglich, die Hintergründe von Verlegungen in andere Einrichtungen – und deren Zweck – zu durchschauen.

Transport und Ermordung

Bevor die großen Transporte der Patienten einsetzten, wurde zunächst für den 14. September 1940 eine kleinere Verlegung angeordnet. In Kutzenberg befanden sich zu dieser Zeit insgesamt zehn jüdische Patienten: Drei Männer und sieben Frauen. Lediglich zwei von ihnen stammten aus der Umgebung – das waren Meta Frankenberg aus Coburg und Nanni Strauß aus Autenhausen.

Die Verlegung der jüdischen Patienten erfolgte vergleichsweise unauffällig, da es sich nur um zehn Personen handelte. Der nächste Transport mit 130 Patienten sorgte dann im November 1940 für wesentlich mehr unerwünschte Aufmerksamkeit. Den Akten nach wurden die zehn Patienten nach Eglfing in die dortige Heilanstalt verlegt. In Eglfing wurden sowohl die Ankunft der Patienten als auch deren schnelle Weiterverlegung nur verschleiert in die Aufnahmebücher eingetragen, in erster Linie um Spuren zu verwischen. Aus diesem Grund war es lange Zeit nicht nachvollziehbar, wohin die ehemaligen Kutzenberger Patienten weiter verbracht wurden.

Schloss Hartheim bei Linz
Schloss Hartheim bei Linz

Inzwischen geht man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass das Ziel Schloss Hartheim bei Linz an der Donau war. Dort befand sich für lange Zeit ebenfalls eine Heil- und Pflegeanstalt, die jedoch in aller Heimlichkeit in eine Tötungseinrichtung mit Vergasungsräumen umgebaut worden war. Eine Vorstufe der Vernichtungslager, die später im Osten entstanden.

Die Kranken starben einen grausamen Tod in Schloss Hartheim – und nach ihnen noch insgesamt mehr als 25.000 Menschen, alleine an diesem Ort. Ihre Leichen wurden sofort verbrannt, die Asche mit Lastwagen zur Donau gefahren und dort ins Wasser gekippt.

An dieser Uferstelle befindet sich heute ein Gedenkstein.

Alfred Masur
Gedankstein an der Donau

In Coburg erinnerte bisher lediglich die Inschrift auf dem Grabstein ihres Mannes an Meta Frankenbergs Lebensdaten. Im August 2021 wird ein Stolperstein mit ihrem Namen vor dem Haus Löwenstraße 23 verlegt.

Text: Gaby Schuller

Alfred Masur
Arthur Frankenberg
Alfred Masur
Meta und Elsa Frankenberg

Text gelesen von Gaby Schuller: