Coburg hat sich mit der Aufarbeitung seiner NS-Vergangenheit nicht leicht getan. Über lange Jahre hinweg war in der kollektiven Erinnerung und lokalen Geschichtsschreibung die Zeit zwischen der entscheidenden Stadtratswahl 1929 und dem Kriegsende nicht präsent.
Einen entscheidenden Wendepunkt bedeutete das Erscheinen des Buches von Hubert Fromm „Die Coburger Juden“ im Jahre 1990. Es verhinderte jedoch nicht, dass auch in der Folge heftige Kontroversen über den Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit stattfanden – wie z. B. im Zusammenhang mit der Ausstellung „Voraus zur Unzeit“ der Initiative Stadtmuseum Coburg im Jahre 2004.
Die Aktivitäten verschiedener Kulturträger und Netzwerke wie „Coburg ist bunt“ oder „Lebendige Erinnerungskultur“ führten jedoch inzwischen zu einer Versachlichung der Debatte. Als ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist auch der Beschluss des Coburger Stadtrates vom 22. Okt. 2016 zu verstehen, einen Forschungsauftrag an das Münchner Institut für Zeitgeschichte zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Vergangenheit im 20. Jahrhundert zu vergeben.
Weiterführende Literatur
Hubert Fromm, Die Coburger Juden. Geduldet – Geächtet – Vernichtet, 3. überarbeitete und erweiterte Auflage, Coburg 2012
Initiative Stadtmuseum Coburg e.V. (Hg.), Voraus zur Unzeit. Coburg und der Aufstieg des Nationalsozialismus, Coburger Stadtgeschichte Bd. 2, Coburg 2004
Franger, Gaby / Gebauer, Kathrin / Kobrin, Irina (Hg.), Erinnerung ist Begegnung, Dokumentation einer Ausstellung und eines Begegnungsprojekts, Stadt Coburg 2008
Franger, Gaby / Frey, Edmund / Maisch, Brigitte, Seien Sie doch vernünftig!
Frauen der Coburger Geschichte, Initiative Stadtmuseum Coburg e.V. 2008
Kaiser, Reinhard, Königskinder. Eine wahre Liebe, Frankfurt 1996
Das Buch, das auf einem Briefwechsel des am Institut Hirsch tätigen Lehrers Rudolf Kaufmann beruht, gewann im Jahr 1997 den Deutschen Jugendliteraturpreis
Film (itv): Die Avantgarde des Nationalsozialismus
Am 30. Januar 1933 wird Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Lange Zeit vor der reichsweiten Machtübernahme galt Coburg als die Avantgarde des Nationalsozialismus. Die Ursachen erforscht im Auftrag der Stadt Coburg nun die Historikerin Dr. Eva Karl.
Eine Stadt als Experimentier-Kammer für das Dritte Reich
Coburg war die erste Stadt in Deutschland, die nationalsozialistisch regiert wurde – und das schon vor 1933. Brigitte Baetz erzählt in einem Feature des Deutschlandfunks, wie es dazu kam.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/coburg-und-der-nationalsozialismus-eine-stadt-als.3720.de.html?dram:article_id=436947
Zeitzeugeninterview mit dem Nürnberger Henry Wuga
Henry Wuga floh alsJugendlicher mit einem Kindertransport nach Schottland
https://youtu.be/sWsp4rgjv74
Links – Verweise auf weiterführende Seiten
Digitales Stadtgedächtnis Coburg:
Artikel zu Stolpersteinen
Lebenswege jüdischer Frauen in Coburg
Artikel im „Coburger“
13 Führerscheine – 13 Schicksale
80 Jahre lang liegen sie unbeachtet in einem Aktenordner in Lichtenfels: jüdische Führerscheine aus den 1930er Jahren. Bis Schüler sich mit ihnen beschäftigen und auf Spurensuche gehen. Eine traurige Geschichte, lehrreich zugleich, die auch zeigt, warum es ganz besonders zufrieden macht, wenn man etwas wirklich Sinnvolles tut.
Verbund der jüdischen Museen in Fürth, Schnaittach und Schwabach
https://www.juedisches-museum.org
Netzwerk Jüdisches Franken
https://de.juedisches-franken.de